ARMUT, GERECHTIGKEIT UND POLITISCHE TEILHABE
IN DEUTSCHLAND UND FRANKREICH
Unsere Gäste:
Marie Bohl / Mouvement pour une Alternative Non-violente, Paris
Marine Kohlhaas / Mouvement pour une Alternative Non-violente, Lyon
Prof. Dr. Heiko Geiling / Institut für Politische Wissenschaft Hannover, Asphalt
Daniel Petersen / Arbeitskries Plurale Ökonomik Hannover, Jena
Robert Birnbaum / Arbeitskries Plurale Ökonomik Hannover, Tübingen
Ulrike Günther / Regisseurin, Schauspielhaus Hannover
Deutschland, das »Exportland Nummer eins«, die »politische Kraft Europas«. Wie passt diese Stärke mit Armut zusammen? Laut des regelmäßig erscheinenden Armutsberichts leben hier-zulande insbesondere Erwerbslose, Alleinerziehende und ihre Kinder sowie Rentner und Rentnerinnen unter der Armutsgrenze. In den Augen vieler ist Armut die gerechte Strafe für »Leistungsverweigerer«, während Reichtum die Belohnung für Leistungsträger ist. Wenn diese Vorstellung vorherrscht, was bedeutet es für unsere Gesellschaft und die Teilhabe von Menschen, die in Armut oder an der Armutsgrenze leben? Fühlen sie sich wahrgenommen? Die große Kluft zwischen Arm und Reich gefährdet die Demokratie in Europa. Das Gerechtigkeitsdefizit zeigt sich über Landesgrenzen hinweg. Auch in unserem Nachbarland Frankreich ist es ein aktuelles und politisches Thema. Wie schaffen wir es in beiden Ländern, dass sich Menschen, unabhängig von ihrer sozio-ökonomischen Lage, in demokratischen Parteien wiederfinden? Sind wirtschaftsdemokratisch organisierte Unternehmen oder ein bedingungsloses Grundeinkommen eine Lösung für mehr Gerechtigkeit? Die Gestaltung einer Gesellschaft mit umfassenden partizipativen Strukturen und sozialpolitischen Institutionen ist eine gewaltige Aufgabe, deren Dimension wir in unserem 11. Forum umreißen und im deutsch-französischem Dialog mit unserer Hauptreferentinnen aus Paris/Lyon und mit lokalen Akteuren aus Hannover diskutieren möchten.
Inhaltlich sind die Ziele der Veranstaltung erreicht worden. Die jungen Referentinnen aus Frankreich haben die Thematik der Veranstaltung am Beispiel Frankreichs gut verdeutlicht. In Frankreich werden fundamentale Werte wie Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit kontinuierlich abgebaut werden und nach Marie wird die Armut von gegenwärtig 8-15% auf 35% ansteigen. Allein im letzten Jahr ist die Zahl der Armen in Frankreich um eine Millionen Menschen ange-wachsen. Die Schere zwischen Arm und Reich werde immer größer und spiegele die politische Krise Frankreichs und das Versagen des repräsentativen Systems. Diese Sachverhalte werden im Detail dargelegt. Fazit: „Damit endet ein 200 jähriger Mythos der repräsentativen Demokratie“. Die Französinnen gehen dennoch optimistisch mit dieser Krise um und setzen auf Kooperation auf allen Ebenen der Zivilgesellschaft und die Horizontalität einer offenen Gesellschaft. Eine Fülle von konkreten Handlungsbeispielen untermauert diesen Optimismus. – In die Diskussionen schalten sich sehr konkret und umfassend unsere Gäste aus dem lokalen Umfeld mit höchst unterschiedlichen Aspekten und das Publikum ein.
Beim Gewicht der Argumentation der Podiumsgäste und des Publikums wurde deutlich, dass die einführenden Vorträge der Französinnen zeitlich hätten begrenzt werden müssen, um dem Publikum wesentlich mehr Raum zu geben. Dieses Manko soll durch eine klare Reduktion des Einleitungsreferats auf eine halbe Stunde und eine kommunikativere Form der Sitzordnung behoben werden. Es wird auch über technische Verbesserungen (Akustik, Headsets etc) nachgedacht. Trotz einiger Mängel soll an der Schwanenburg als Veranstaltungsort festgehalten werden.
Zielgruppe erreicht?
Medienresonanz
Die Zielgruppe der Veranstaltung wurde zwar erreicht, jedoch sollen weitere Kooperations-partnerschaften mit Schulen, Hochschulen, Decius, der Landeszentrale für politische Bildung, den lokalen Institutionen in Linden/Limmer, dem Schauspielhaus (Ulrike Günther), der Hochschule für Musik, Theater und Medien (Haytham Hmeidan) u.a. den Publikumskreis vergrößern helfen, attraktive künstlerische Einführungen durch das Schauspielhaus und die Landeszentrale für politische Bildung eine jüngere Zielgruppe verstärkt motivieren helfen. Zudem ist geplant mit einem verbesserten Internet-bezogenem Einladungssystem und einer Intensivierung der Zusammenarbeit mit lokalen Medien die Veranstaltung besser mit der Zielgruppe zu vernetzen.