THE DEMOCRACY IN MOTION PROJECT
Horizontale politische Bewegung und gewaltfreie Aktion
Klaus Windolph / Eröffnungsrede zum Forum am 1.11.2013
Das Forum Demokratie in Bewegung ist eine Facette der Aktivitäten unseres Teams
Democracy in Motion Hannover, dem schleichenden Abbau demokratischer Rechte zu
begegnen.
NSA, Eurokrise, Ökonomisierung der Gesellschaft, Aushöhlung der Mitbestimmung
in Schulen, Universitäten und Betrieben, das ist die eine Seite.
Doch zunehmend entstehen auch Bürgerbewegungen, Menschen gehen auf die Straße,
organisieren sich in Nachbarschaften sowie Gemeinden und probieren neue Formen von
Konsens orientierter, direkter und horizontaler Demokratie. Hier sieht sich die neue Reihe
Forum Demokratie in Bewegung. Sie wird sich jetzt in regelmäßigen Abständen und mit
unterschiedlichen Gästen mit Formen horizontaler Demokratie beschäftigen.
Dieses Forum soll eine Begegnung von Bürgerinnen und Bürgern werden, die neue Wege
der Demokratie praktisch angehen wollen.
„Was, wenn Freiheit die Fähigkeit wäre, uns zu entscheiden,
wonach wir streben wollen und mit wem? Und Gleichheit dieselbe Macht für alle, genau das zu tun?Und Demokratie unsere Fähigkeit, als vernünftige Menschen zusammenzukommen und unsere
gemeinsamen Probleme zu lösen – Probleme, die wir immer haben werden, deren Lösungen
sich jedoch erst wirklich entfalten können, wenn Zwangsstrukturen verblassen oder gleich
kollabieren?“
Diesem Zitat von David Graeber schließen wir uns an.
Kann sich unser demokratisches System im Spannungsverhältnis zwischen Demokratieabbau
und Erprobung neuer Wege für mehr Partizipation und mehr Konsensentscheidungen öffnen?
Darauf antworten gleich unsere spanischen Gäste Thais Bonilla Martinez und Felipe Daza
Sierra von NOVACT – „International Institute for Nonviolent Action“ in Barcelona. Sie geben uns einen tiefen Einblick in emanzipatorische Prozesse aus der Sicht der katalonischen
sozialen Bewegungen. THE DEMOCRACY IN MOTION PROJECT – horizontale politische
Bewegung und gewaltfreie Aktion.
Ausgangspunkt unserer Zusammenarbeit mit Thais und Felip waren unsere gemeinsamen
Jugendkongresse Democracy in Motion I. In Hannover 2012 wurde der konzeptionelle
Grundstein mit Gästen aus Palästina, Israel, Iran, Griechenland, Italien, Spanien,
Marokko und Deutschland gelegt. Das Netzwerk wurde mit dem Trainingskurs
Act for Real Democracy mit Aktivisten aus den Kaukasusländern und Europa im Juli 2013
in Barcelona erweitert. Im September 2013 fand Democracy in Motion II erneut in
Barcelona statt. Erfahrungen mit direkter politischer Aktion und eigenen Wegen zu
horizontalen demokratischen Prozessen schufen ein Bündnis.
Es wird Bestand haben in den nächsten Treffen in Batumi / Georgien vom 4.2-11.2.2014 und
in Lyon / Frankreich vom 26. April – 4. Mai 2014.
Das heutige Forum hier in der Neuen Schwanenburg ist Teil dieses Prozesses des Erlernens
zukunftsfähiger, horizontaler und demokratischer Innovationen für die alltägliche Praxis.
Dieser Prozess wird getragen von einem Bündnis von Partnern. Träger des Forums
ist der Verein PROTERRA PROJECT COOPERATION e.V. in Hannover.
Finanzielle und organisatorische Kooperationspartner sind
– Die Stiftung Leben und Umwelt – Heinrich Böll Stiftung Niedersachsen
– Die Evangelische Stadtakademie Hannover
– Der Bildungsverein Hannover
– Die Rosa Luxemburg Stiftung Hannover
– Die Katholische Erwachsenenbildung Hannover und
– Das Staatstheater Hannover & Bärbel Jogschies
Die Neue Schwanenburg ist der Platz für dieses Forum, für die neue politische Reihe
Demokratie in Bewegung. Die Schwanenburg hat eine vormals jüdische Geschichte und
öffnet sich im neuen-alten Gebäude des Architekten Tobias Hübotter für uns. Ein würdiger
Ort, zum Nachdenken über Demokratie und Wege zu einer horizontalen demokratischen
Praxis in Hannover und überall.
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Bericht zum 1. Forum Democracy in Motion Hannover
Die Zielorientierung der neuen Reihe Demokratie in Bewegung mit diesem ersten Forum die horizontalen demokratischen Aktionen und Ziele der katalonischen politischen Bewegungen vorzustellen, ist absolut passend. In Spanien bilden sich gegenwärtig vorbildlich für ganz Europa neue Demokratiebewegungen.
Die Performance und Power der jungen Spanier Thais Bonilla und Felip Daza von NOVACT aus Barcelona werden als Ansporn für unsere eigenen künftigen Aktivitäten gesehen. Die katalonische Demokratiebewegung ist kreativ und gewaltfrei. Sie setzt strukturell mit einer demokratisch horizontal arbeitenden neuen Partei („Partido X“, später PODEMOS) und neuen Überlegungen zur Zusammensetzung des Parlaments beachtenswerte Wandel-Akzente. Die Kreativität dieser politischen Arbeit drückt sich in künstlerischen Straßenaktionen in Barcelona aus, in denen auf Missstände in den Banken und in der Regierungsarbeit hingewiesen wird.
Die Verbindung der politischen Veranstaltung mit dem kulturellen Teil (Aristophanes „Weibervollversammlung“ / Eklesiazusen) ist außerordentlich gut und soll künftig beibehalten bleiben. Die Zusammenarbeit mit dem Staatstheater hat hervorragend geklappt und soll mit stärkerer politischer Akzentuierung ausgebaut werden. Es soll künftig versucht werden, insbesondere jüngere Schauspieler*innen für den künstlerischen Auftakt der Foren zu gewinnen.
Die Kooperation mit der Neuen Schwanenburg wird als optimal bezeichnet und wird bei den künftigen Foren beibehalten.
Die Zielgruppe ist mit insgesamt 110 TN im politisch interessierten Spektrum qualitativ und quantitativ erreicht worden. Künftig sollen die Asten der Universitäten, die Jugendgemeinden der Kirchen und der in Hannover lebenden ausländischen Gruppen einbezogen werden. Dazu finden Vorgespräche statt. Ziel ist die jugendliche Teilnehmerzahl von gegenwärtig nur 15% auf deutlich >25% zu erhöhen.
Die Medienresonanz war ausreichend. Die Presseinformation konnte erst relativ spät gestartet werden, weil kurz vor dem Forum der Kongress Democracy in Motion II in Barcelona stattfand. Strukturell ist eine künftige bessere Medienarbeit bereits aufgebaut.
Interkulturell haben wir mit der Teilnahme von Vertreter*innen des Ethno-Medizinisches Zentrums, des Demokratiezentrums des Bildungsvereins, von Agenda-21-Gruppen, von spanischen Mitbürger*innen und Sprachkursen der Volkshochschule eine hohe Präsenz aus spezifischen Bürgerkreisen erreicht und mit der Präsentation der spanischen Referent*innen, des syrischen Moderators und des griechischen Theaters viel erreicht. Hier kommt die internationale Vernetzung des Teams Democracy in Motion Hannover zum Tragen. In dieser Richtung wird mit der Einladung politischer Aktivist*innen aus Sizilien und Rom zum ZWEITEN FORUM DEMOKRATIE IN BEWEGUNG am 14.2.2014 fortgefahren. Am 27.6. 2014 kommen Gäste aus Athen, um über Demokratie und Armut in Griechenland zu sprechen.
Insgesamt soll die politische Reihe künftig noch publikumszentrierter werden, um dem Anspruch, horizontale demokratische Praxis zu schulen, zu lernen und zu verbreiten gerecht zu werden.
Die Kooperation der Partner läuft ausgezeichnet, wird künftig beibehalten und soll noch ausgebaut werden.