GRIECHENLAND
Demokratie - ein politisches System für die Reichen der Welt
A political system for the rich of the world?
This question was being discussed during our 3rd Forum Democracy in Motion taking place in Hanover. Like we had specifically taken a look at Catalonia and Sicily during Forum I and II, this time we brought Greece as an example for the credibility crisis of parliamentary democracy that is currently existent in many societies. We invited locals to speak about and discuss this question (not only limited to Greece of course) with our Greek guest Prof. Dr. Georgios Mentis, professor at the Law School of the University of Athens.
The basis for discussion built Georgios Mentis’ argument that democracy – as the power of an organised society to decide on its own – has globally always been an utopia and never been implemented anywhere. Democratic approaches of self-appointed “democracies” were only be able to be implemented on the expenses of the bigger (poor) part of society working for the “democracy” of the few rich. Even today this “democracy” of the few is existent in modern indirect forms and is not going to change as long as the poverty of the debtors and the exploitation of the poverty are controlled by the debtees.
During and after Georgios Mentis’ short input the locals were keen to get into the discussion. They wanted to debate the question of debtor and debtee but also speak about what these dependencies mean for the future Greek society and us as a whole. It was discussed which parts of society have been having interest in not changing the situation and how citizen activism can or is already trying to change the existent system in Greece and beyond. One résumé of a local was that changing the situation in Greece but also anywhere else needs a strong civil society and network of activists. Working together and getting stronger through citizen activism was seen as an important aspect for change!
With this positivity we look forward to our next forum in December when Ukrainian activists will be our guests and give us an insight into their Maidan struggles for freedom and democracy.
Sara Opitz / PROTERRA
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Während auf der einen Seite die Rechte von Bürgerinnen und Bürgern gegenwärtig immer stärker ausgehöhlt werden(NSA, PRISM, Eurokri-se,TTIP), entstehen auf der anderen Seite vielerorts neue Bürgerbewegungen. Menschen gehen auf die Straße, organisieren sich in Nachbarschaften und Gemeinden und probieren neue Formen von horizontaler Beteiligung, Konsens orientierter und direkter Demokratie.
Kann sich unser demokratisches System in diesem Spannungsverhältnis für mehr Partizipation und mehr Konsensentscheidungen öffnen? Oder bleibt die repräsentative Demokratie ein System der Einflussreichen? Darauf antwortete Prof. Dr. Georgios Mentis von der Universität Athen. Unser Gast vertritt die These, dass Demokratie von der Überwindung der Armut abhängig sei. Seine These kommt der Einschätzung des französischen Philosophen Jacques Rancière nahe, der Gleichheit für eine Voraussetzung für Politik und Demokratie hält. Demokratie sei im Sinne der Volksherrschaft, Herrschaft derer, die weder einen besonderen Anspruch auf ihre Ausübung noch eine spezifische Eignung dafür besitzen. Demgegenüber sehen wir die Realität der parlamentarischen Demokratie, die wie in Griechenland in einer fundamentalen Glaubwürdigkeitskrise steckt.
Der Vortrag von Georgios Mentis führte zu einer breiten Diskussion mit dem Publikum auf hohem Niveau.
Die Moderatoren sind: Sara Opitz/MA Politische Wissenschaften, Franziska Wolters/Masterstudentin Politische Wissenschaften, Dr. Gregor Kritidis/Dipl. Sozialwissenschaftler. Sie hatten maßgeblichen Anteil an der intensiven politischen Diskussion.
Diese Diskussion wurde dann noch mehrere Stunden in kleinen Grup-pen im Garten der Schwanenburg fortgeführt.
Zum Abschluss der Veranstaltung wurde die künstlerische Videoperformance zu horizontalen Demokratiebewegungen in Griechenland, Democracy in Motion Greece gezeigt. Eine Produktion von Norman Mayers, Susanne Heitz und Klaus Windolph.
Gastredner aus Athen:
Georgios Mentís lebt und arbeitet in Athen. Er wurde 1963 ins Athen geboren, ist verheiratet und hat zwei Töchter. Er wurde 1993 in Hannover von der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität promoviert. Er ist also Hannover in besonderer Weise verbunden. Das wurde auch 1987 deutlich, als er mit dem hannoverschen Verein PROTERRA und der frühen griechischen Umweltbewegung das Kentro Oikologikon Erevnon Naxou („Ökologisches Forschungszentrum Naxos“) auf der griechischen Insel Naxos mit gründete und einer der Gesellschafter des Zentrums wurde.
Georgios Mentis ist seit 2006 Professor für Zivilrecht in der Universität Athen. Er unterrichtet Vertragsrecht, Eigentumsrecht, Bankrecht, Verbraucherrecht und Umweltrecht. Er betreibt seit 1990 eine eigene Rechtsanwaltspraxis in Athen. Er ist Bevollmächtigter beim Obersten Gerichtshof Griechenlands und berät verschiedene deutsche und griechische Firmen in Rechtsfragen. In jüngster Zeit hat er sich in Vorträgen über den Schuldenerlass griechischer Staatsanleihen, die griechische Schuldenkrise und die Demokratie geäußert.