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16. März 2014

Annexion der Krim

Fr., 28 März 2014

Andriy Kruglashov / Ukraine. Bei dem so genannten Referendum vom 16. März stimmten fast 97 % der lebenden, toten und ungeborenen Menschen auf der Krim, gleich welcher Ethnie und Nationalität, für die Vereinigung der Krim mit Russland. Die Wahlbeteiligung wurde mit über 83 % angegeben, ungeachtet der Tatsache, dass Krimtataren (18 % der Bevölkerung) sowie viele Ukrainer das Referendum ignorierten. Die beim Referendum anwesenden Aufsichtspersonen und Beobachter trugen grüne Kleidung und waren bewaffnet. Selbst Putins Verbündete, Lukaschenko und Nasarbajew, weigerten sich, die Veranstaltung zu unterstützen und schickten keine Beobachter auf die Krim.

Jetzt sind viele Russen, die nach Ruhm dürsten, voller Freude. Viele auf der Krim empfinden das Gleiche. Ich würde mich wahrscheinlich für sie freuen, wenn sie wie viele andere Menschen in der Welt für ihre Unabhängigkeit kämpfen würden. Aber was sie getan haben, hat keinen Präzedenzfall. Dafür zu stimmen, dass das eigene Land einfach von einem anderen Staat besetzt wird, gleicht der Situation, in der die eigene Frau gezwungen wird, einen Terroristen zu heiraten, der in das eigene Haus gekommen ist.

Kein Wunder, dass sich viele gedemütigt fühlen. Gefangen. Hilflos. Ich möchte eine Frau aus der Stadt Kertsch zitieren – dem Ort, der Russland am nächsten liegt. „Lassen Sie nicht zu, dass Menschen, die Ihnen nahe stehen, sagen, dass die Krimbewohner sich verkauft, aufgegeben oder nachgegeben haben. Das ist nicht wahr. Viele von uns empfinden die derzeitige Situation als eine Tragödie. Als die Zerstörung all dessen, woran wir geglaubt und wovon wir gelebt haben. Bitte, erzählen Sie anderen davon. Wir befinden uns in einer schrecklichen Falle. Und wir können uns nicht selbst aus ihr befreien.

Ich frage mich, wie sich die Österreicher 1938 nach dem Anschluss gefühlt haben. Es ist schwierig, darüber zu sprechen. Uns ging es in den letzten 20 Jahren nicht gut. Aber jene, die uns Brüder genannt haben, haben unsere Schwäche ausgenutzt, um uns zu bestehlen. Ich fühle mich beraubt. Aber eine andere Sache macht mir noch mehr Sorgen: Putins Worte über die fünfte Kolonne und Landesverräter.

Hannah Arendt schrieb, dass der Totalitarismus aus 2 Bedingungen entsteht: Antisemitismus und Imperialismus. Beide sind im modernen Russland Mainstream. Und die meisten meiner Freunde werden früher oder später diese Landesverräter sein. Und vielleicht auch viele Menschen in Europa in der nahen Zukunft. Das bedeutet, dass wir stark bleiben sollten. Wenn wir fallen, wird Europa folgen.

Andriy Kruglashov / Ukraine. At the so-called referendum of March 16 almost 97% of living, dead and unborn people in Crimea, of any ethnicity and nationality, voted for the unification of Crimea with Russia. The turnout was claimed to be over 83%, regardless of the fact that Crimean tatars (18% of population), as well as many Ukrainians ignored the referendum. The supervisors and observers present at referendum wore green and were armed. Even Putin’s allies, Lukashenko and Nazarbaev, refused to back up the show and sent no observers to Crimea.

Now, many Russians, thirsty for glory, are full of glee. Many in Crimea feel the same. I would probably be happy for them, if they were in the struggle for independence, like many people in the world. But, what they did has no precedent. Voting for simply making your land being occupied by another state looks like the situation, when your wife is forced to marry a terrorist that came to your home.

No surprise that many feel humiliated. Trapped. Helpless. I want to quote one lady from the city of Kerch – the nearest to Russia place. “Don’t let close people to say that Crimeans sold themselves, gave up or gave in. This is not true. Many of us perceive the current situation as a tragedy. As the destruction of all we believed in and lived by. Please, tell others about it. We are in the horrible trap. And we can not get out of it by ourselves“.

I wonder how Austrians felt in 1938 after Anschluss. It is difficult to talk. We did not do well for the last 20 years. But those, who called us brothers, used our vulnerability to steal. I feel robbed. But another thing makes me even more concerned: Putin’s words about the fifth column and national traitors.

Hannah Arendt wrote that totalitarianism emerges from 2 conditions: Anti-semitism and imperialism. Both are mainstream in modern Russia. And most of my friends will happen to be those national traitors sooner or later. And maybe, many people in Europe in the close perspective. It means that we should stay strong. If we fall, Europe will follow.

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