PROTERRA Besuch in Flegessen
FLEGESSEN – HASPERDE – KLEIN SÜNTEL
Di., 10 März 2020Unser Kooperationsbesuch in der Dorfgemeinschaft für PARTIZIPATION und DEMOKRATIE
südlich von Hannover
Wir waren in Flegessen zunächst zufällig vorbeigekommen und hatten im Dorfcafé Inse Brandes kennen gelernt. So kamen wir einige Wochen später mit unserem Team aus Hannover für einen Tag vorbei, um diese dörfliche Initiative einmal genauer anzusehen. Sie wirkte auf uns wie ein demokratisches Wunder in dieser Zeit. Es wurde ein großartiger Tag, mit langen Gesprächen in großer und kleiner Runde, mit einem Dorfrundgang durch Flegessen, mit einem Besuch im Dorfladen und alle zusammen, Hannoveraner und Flegesser, dann beim „Italienischen Abend“ im Café.
Die Ideenwerkstatt der drei benachbarten Dörfer, die zwischen Bad Münder und Hameln an der B217 liegen, begann mit 80 Leuten. Es begann mit der knappen Rettung der Schließung der Grundschule, die heute stetig wächst. Die drei Dörfer ticken schon immer gemeinsam zusammen und haben einen Bürgermeister. Es gibt aktuell 1.500 Einwohner einer „Basisdemokratie als Mittel zum Zweck“ auf Mehrheitsbasis. „Viele Leute hier haben enorm viel Ahnung und sind bereit etwas einzubringen.“ Dabei sei das Mitmachen entscheidend, ohne Hierarchie, gemeinsam! Und ohne Berater von außen. Mittlerweile haben sich zahlreiche Aktivitäten entwickelt: Es gibt ein Dorf-Kino, einen gemeinwohlorientieren Immobilienkataster, alle 1-2 Monate erscheint das kostenlose „Süntelblatt“, der ökologische Dorfladen wurde mit 95.000 € Bürgergeld ohne Geld von außen verwirklicht. Diesen Laden mitten in Flegessen haben wir besichtigt. Er läuft heute mit 65 Leuten ehrenamtlich. Ehrenamtliche und „Ladenmitglieder“ erhalten Sonderpreise, die an den Regalen ausgewiesen sind.
Unsere Gastgeber meinten, dass sie keinen klassischen Denkmodellen oder Ideologien sondern ihren Träumen und Visionen folgten, eine „Entfaltungsgemeinschaft“ seien. Dass sie eine „Pipeline“ von Ideen aufnähmen. Gute Stimmung solle erhalten bleiben. Daher gäbe es „Küchenrunden“ zur erleichterten Entscheidungsfindung.
Hier die Erfolgsfaktoren der Ideenwerkstatt Dorfzukunft:
• Ursprüngliche Solidarität durch die Androhung der Schulschließung, die dann abgewendet wurde
• Politische Parteien spielen keine Rolle
• Alle Berufe und Bildungsniveaus sind vertreten
• Keine Dogmen, Kontroversen müssen ausgehalten werden
• Es gibt immer eine Mischung an Expertise
• Partizipative Methoden
• Spinnen und Träumen ist erforderlich, z.B. aktuell einen Bahnhof für die S-Bahn zu eröffnen
• Bestehendes Integrieren, z.B. Schützenverein, Ansichten der alten Leute und ihre Erfahrungen berücksichtigen
• „Small is Beautiful“
• Basisdemokratie als Gegensatz zu Vereinen ohne Hierarchie, „Wer macht, hat Recht“
• Kein extern erstelltes Entwicklungskonzept
• Volle Transparenz insbesondere im engsten Kern (50 Leute)
• Nichts Nachtragendes
• Eigene Filme drehen und Filme insbesondere für die Jüngeren zeigen
• Erst leisten, dann sprechen! Wir haben kaum Interesse an Presseveröffentlichungen
• Gute und viele Moderatoren
• Keine Aktenordner, kein Entwicklungsplan, keine Projektmittel, keine Außenmittel, wobei auch Änderungen möglich sind.