BE MEDIA BE ACTIVE
Demokratischer Journalismus mit neuen Medien in Zeiten des Umbruchs in der Ukraine
Nadiia Babynska Virna und Kristina Grygorash, OPORA Czernovitz / Ukraine vermitteln den Aufbruchsgeist der jungen demokratischen Gesellschaft der Ukraine und geben einen Einblick in die heutigen politischen Strukturen. Ihre Erfahrungen beim Aufbau einer freien Medienlandschaft sind auch für Deutschland außerordentlich informativ.
Nadiia Babynska Virna ist selbstständige, kritische, investigative Journalistin der Demokra-tiebewegung des Euromaidan in Czernowitz / Ukraine. Sie arbeitet als Medienexpertin im Bürger*nnen-Netzwerk „OPORA“ und für das Institut für Massenmedien. Sie hat sich aktiv an den Protestaktionen des Euromaidan beteiligt und steht heute für einen neuen, demokra-tisch kontrollierten Journalismus mit eigenen neuen Medien. Aktuell arbeitet Sie für die Transparenz lokaler Institutionen und für den Schutz journalistischer Rechte.
Kristina Grygorash (Kristina Borhes) ist eine Kunst-Aktivistin mit einem Master in Politi-schen Wissenschaften und Kulturjournalismus.
Sie ist spezialisiert auf Stadtkultur und sozial engagierte Kunst. Während der letzten drei Jahre war sie aktiv beteiligt an lokalen und internationalen Projekten zum Thema „Art for Social Change“. Die Premiere ihrer ersten Dokumentation über einzigartige ukrainische Street-Art-Gruppen ist für April angekündigt.
Kristina schließt vor ihrem Besuch in Hannover eine wissenschaftliche Untersuchung ab, die sich mit der Kraft ukrainischer Street-Art während des Euromaidan beschäftigt.
Zu Beginn des Forums wird Kristina ihre Arbeit vorstellen. Graffiti und Street-Art überleben durch die Medien. Botschaften auf den City-Wänden können in einer Stunde beseitigt wer-den, aber sie überleben in den Medien für die Ewigkeit. Dieser Beitrag ist eine Einführung in Nadiia‘s Vortrag. Nadiia spricht über die Bedeutung der Medien während der gesellschaftli-chen Umbrüche in der Ukraine und die Transformation der Medien durch die Revolutionen. „Ich werde über Zensur und Manipulation ebenso sprechen wie über Propaganda, Medien-fälschungen und die medialen Auswirkungen in sogenannten Hybrid-Kriegen“.
Nach der Veranstaltung kann im Restaurant Essenzeit der Schwanenburg mit Nadiia Virna und Kristina Grygorasti weiter diskutiert werden.
Moderation: Frank Schmitz (VNB) und Franziska Wolters (SLU)
Die Vorträge und die Diskussion werden in englischer Sprache durchgeführt. eine zusam-menfassende Übersetzung wird gewährleistet. –
Bericht:
Franziska Wolters und Frank Schmitz stellten zunächst die Thematik vor und ordneten sie in den Kontext der verschiedenen Projekte von „Democracy in Motion“ und „Artivism Drives Democracy“ ein.
Kristina Grygorash referierte dann über die Entstehungsphasen der Street Art (New York, OTPOR, GEZI, ESKIMO, 15M/Modern Quijote, INTI, Arabischer Frühling/Sichtbarmachung von Frauen, EUROMAIDAN/SOCIOPAD) und bezog dabei auch neueste wissenschaftliche Untersuchungen ein. Zum Abschluss beschäftigte sich ihre Präsentation dann mit der politischen Wirksamkeit der Streetart in den gesellschaftlichen Wandlungsprozessen der Ukraine während des EUROMAIDAN und insbesondere heute. Dabei wurde deutlich, wie wichtig bei der Verbreitung der Aussagen der Street Art die Medien sind. Sie transportieren die Botschaften zu einem breiteren Publikum und machen sie dann dauerhaft wirksam und präsent.
Das war die Überleitung zum Vortrag von Nadiia Babynska Virna. Nadiia machte deutlich wie sehr es in der Ukraine eine Kontrolle der Medien durch die Oligarchen gab und gibt. Daher wären über die sozialen Medien die entscheidenden Informationen zu den Aktionen des EUROMAIDAN gekommen. Und im heutigen politischen Wandlungsprozess hätten die sozialen Medien nach wie vor eine herausragende Bedeutung. Über sie werde auch über Gewalt gegen Journalisten umfassend berichtet. HROMADSKE TV und zahlreiche neue Medien stünden heute für den Weg in eine demokratische Gesellschaft bereit. Ein wichtiger Aspekt der heutigen Situation sei der „Informationskrieg“ der russischen Regierung, dem man kreativ begegne.
Die anschließende Diskussion unter reger Beteiligung des Publikums, auch junger Gäste, vertiefte die Information der Vorträge erheblich. So dass das Publikum von einem außerordentlich interessanten Forum sprach. Zudem kamen weitere Gespräche zwischen hannoverschen Künstler*innen während des Forums in Gang, die auch zur Bildung eines Künstler*innenkreises führte, der nun an unserem nächsten EU-Kongress ARTIVISM DRIVES DEMOCRACY in Lemberg/Ukraine teilnehmen wird.
Das Forum wurde von Christian Golovko fotografisch dokumentiert.
Dieses Forum das Verständnis des politischen Entwicklungsprozesses erheblich erweitert hat und damit Vorurteile mehr und mehr zurücktreten können.
„Eines der besten Foren“ hörten wir aus den Reihen der Organisatoren und auch die Stimmung im Publikum verdeutlichte diese Meinung. Schade ist nur, dass solche Informationsmöglichkeiten und die Chance zu persönlichen Kontakt nicht von einem noch größeren Publikum wahrgenommen worden ist.