FREIRAUM!
Gewaltfreie Aktionen und der Erfolg des kreativen Protests
Sinisa Sikman ist Politaktivist. Mit der von Srdja Popovic begründeten Bewegung Otpor! ist es ihm im Jahr 2000 gelungen, Slobodan Milosevic zu stürzen. Seitdem berät er mit seiner unabhängigen Organisation CANVAS (Centre for Applied Nonviolent Action and Strategies) in der ganzen Welt Menschen im politischen Widerstand, u.a. im Nahen Osten, Nordafrika, Osteuropa und dem Kaukasus.
In diesem Forum gibt er uns Beispiele für klug und kreativ organisierte Demokratiebewegungen. In seiner Anleitung für gewaltfreien Widerstand zeigt er uns, wie wir: Groß träumen, aber klein anfangen sollten; mit Humor am besten weiterkommen; Unterdrückung zum Bumerang machen können; unsere Zukunftsvisionen konkret verwirklichen können; mit Einigkeit stark werden; mit Planung zum Erfolg kommen; mit Wissen Angst begegnen können; und eine klare Strategie entwerfen.
Mit Sinisa Sikman wollen wir auch über unsere eigenen Vorhaben sprechen und ihre Konzeptionen ausloten. Im Kern soll die Bedeutung der gewaltfreien Aktionen an Beispielen insbesondere des Nahen Ostens und im Hinblick auf unsere gemeinsame Projekte mit den Jugendkongressen Democracy in Motion und den Kunstkongresse ARTIVISM Drives Democracy erörtert werden.
Begleitet wird das Forum von kurzen Filmdokumenten der Arbeit von CANVAS. Über die Arbeit von CANVAS gibt es ein Buch von Srdja Popovic mit dem Titel >>Prtest!<<. Es ist auf Deutsch 2015 im Fischer Verlag erschienen.
Referent: Sinisa Sikman, CANVAS, Belgrad, Serbien
Moderation: Franziska Wolters, Stiftung Leben und Umwelt, PROTERRA
Übersetzung: Anna Lena Oldehus, Hannover
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Bericht:
Franziska Wolters stellte zunächst die Arbeit des Teams Demokratie in Bewegung vor. CANVAS ist eine unserer DIM-Partnerorganisationen in Serbien, mit der wir auch bei Democracy in Motion und ARTivism Drives Democracy zusammenarbeiten. So wurden uns die entscheidenden Methoden des gewaltfreien Protests für erfolgreiche Aktionen demokratischer Arbeit eindringlich vorgestellt und an Beispielen erläutert. Klug und kreativ organisierte Demokratiebewegungen sollten sich an die folgenden Grundsätze halten:
• Groß träumen, aber klein anfangen sollten
• Mit Humor am besten weiterkommen
• Unterdrückung zum Bumerang machen können
• Unsere Zukunftsvisionen konkret verwirklichen können
• Mit Einigkeit stark werden
• Mit Planung zum Erfolg kommen
• Mit Wissen Angst begegnen können
• Unbedingt eine klare Strategie brauchen
Diese Vorstellungen kamen im Publikum sehr gut an und es kamen gleich Vorschläge, eine entsprechende Schulung für hannoversche Gruppen zu realisieren. An den Vorschlag schloss sich eine sehr intensive Diskussion mit extra eingeladenen hannoverschen Projektinitiatoren an. Die hannoverschen Aktivisten einzuladen war sehr erfolgreich, für die Qualität der Diskussion, für die hannoversche Vernetzungsarbeit und für den anschließenden Start gemeinsamer Arbeit.
Lena Kußmann von Tante Trottoir und dem Theater an der Glocksee überzeugte beispielsweise das Publikum mit ihrer Argumentation Menschen in einer Art „positivem Aktivismus“ zusammenzuführen zu wollen. Kostas Alexander von der Zukunftswerkstatt Ihme Zentrum schlägt den Bogen von den Grundsätzen des gewaltfreien, erfolgreichen Protests zur grundsätzlichen Problematik der Stadtentwicklung. Und Oliver Thiele von hannovercyclechic verdeutlicht ergänzend, dass eine „Idee immer jemanden brauche, der für etwas brennt“. –
So messen sich in der Diskussion Aktivisten und politisch Interessierte an Sinisas Grundsätzen. Dabei wird ein Widerspruch in der Praxis deutlich. Der Serbe geht prioritär von Grundsätzen und Werten aus, die es zu verwirklichen gelte. Während die hannoverschen Aktivist*innen im Publikum eher die Priorität des spaßhaften Planungs- und Handlungsweges in den Vordergrund rücken.
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