Victor am 4. Januar 2024
„Wir können Wunder bewirken… denn wir sind dazu verpflichtet…“ (Pinar Selek) – Aus dem Jahres-Rundbrief von Proterra e.V.
Do., 04 Januar 20242023 war, auch wenn es überhaupt keinen Sinn macht, solche Feststellungen an den schlichten Wechsel eines Datums zu knüpfen, kein gutes Jahr. Nicht für die Menschenrechte, nicht für die (Arten-)Vielfalt, nicht für den Kampf gegen die Klimakatstrophe, nicht für den Frieden.
2023 war vor allem aber kein gutes Jahr, wenn wir uns, in Deutschland (an Heinrich Heines zur Beruhigung hat sich kein Wort geändert), die Antwort auf diese Feststellung ernsthaft vor Augen führen: Wieso sind nicht Tausende allein in Hannover auf den Straßen, wenn die EU, abgenickt von der Ampel, von „Sozialdemokraten“ und „Grünen“, auf die Liberalen braucht man hier ja nicht einzugehen, die Abschaffung des Asylrechts beschließt? Das klingt so abstrakt. Es ist nun legal, was längst gängige Praxis ist: Die Inhaftierung unschuldiger Menschen an den Außengrenzen, Familien und Kinder in Knästen mit Doppelmauer und Stacheldraht, Kameras und prügelndem Sicherheitspersonal. Bestraft dafür, an den Schallkanonen oder Frontex-Mörderbanden vorbeigekommen zu sein. Oder, in den Worten der Innenministerin Nancy Faeser: „ein historischer Erfolg für den Schutz von Menschenrechten und eine neue solidarische Migrationspolitik“.
Die Seebrücke schreibt:
„Mit dieser Entscheidung knickt die Bundesregierung gegenüber den rechten Regierungen und Strömungen in Europa ein und macht die Gewalt gegenüber Schutzsuchenden zum Teil des europäischen Wertesystems. Die angebliche Brandmauer gegen Rechts wird von dieser Politik regelrecht eingetreten. Die rassistische Rhetorik, die Politiker*innen wie Orban, Höcke, Meloni und zuletzt Spahn immer wieder verwenden, wird für wirksam erklärt und ihr Kalkül durchgesetzt. Dass gerade eine deutsche Innenministerin der SPD und eine Außenministerin der Grünen nun proaktiv für diesen Prozess stimmen, ist skandalös. Seit Bekanntwerdung der deutschen Position zur Asylreform Ende April warnen Menschenrechtsorganisation, Flüchtlingsräte, Jurist*innen und Wissenschaftler*innen unermüdlich vor den Auswirkungen eben jener Reformen.“ (https://www.seebruecke.org/aktuelles/kampagnen/eu-beschliesst-abschaffung-des-asylrechts)
Mal sehen wann Asylverfahren in Ruanda zum „historischen Erfolg“ erklärt werden, während man sich gleichzeitig über die rassistischen Hetztiraden des neuen US-Präsidenten Trump echauffiert, und wann wir wieder in den Iran abschieben, ein paar Momente nach den „Jin, Jiyan, Azadî“ T-Shirt Fotosessions. Achso, machen wir schon, ab heute… (https://taz.de/Erneut-Abschiebungen-nach-Iran/!5979840/)
Ich bitte, die bitteren Worte nicht als solche zu verstehen. Sie sollen keinen Pessimismus, erst Recht keine Weltuntergangsstimmung verbreiten. Es erscheint mir nur wichtig, „die Scheiße“, um einmal Marx zu zitieren, „zu nehmen wie sie ist“. Nur dann können wir sie verändern, wir sind dazu verpflichtet.
So sprachen wir im 19. Forum zur Zukunft der Demokratie ungeschönt über die weitreichenden Folgen der Megaprojekte „Tren Maya“ und „interozeanischer Korridor“ im Süden Mexikos, die ganze Ökosysteme und indigene Gemeinden zerstören. Die dort angewandten Strategien von Land- und Ressourcenraub beinhalten Militarisierung und Abschottungspolitik, und sind kaum zu unterscheiden und keinesfalls zu trennen von den eingangs erwähnten Menschenrechtsverletzungen in Europa. Inzwischen ist, erst vor einigen Tagen, ein erster Abschnitt beider Züge eingeweiht worden. Doch wir werden nicht aufhören, die Verantwortung auch deutscher Akteure an der Zerstörung zu benennen und aktiv gegen sie vorzugehen (ebenfalls vor einigen Tagen erschien der Sammelband „Ökozid“ im oekonom-Verlag, in dem wir einen langen Beitrag zum Tren „Maya“ beisteuerten: https://www.oekom.de/buch/oekozid-9783987260438). Erich Kästner fragte in seiner Mutfrage einmal, „wer sich den donnernden Zügen entgegenstellt“, und – allein das macht doch Hoffnung – er fand eine Antwort: „Die kleinen Blumen im Gleisbeet“. Und die blühen in allen Farben, sie werden abgeschnitten, doch die Wurzel ist noch da, und sie kämpfen sich wacker erneut durch den Kies. Einige dieser Blumen, und damit endete das 19. DiM Forum, sprachen auf dem internationalen Zusammentreffen „El Sur Resiste“ im Frühling diesen Jahres in Chiapas genau jene Worte, die uns andere Blumen in einer Veranstaltung zum „Verschwindenlassen“ in Mexiko dieses Jahr im hannoverschen Elchkeller an der Uni mit auf den Weg gaben:
Ihr könnt nun traurig und wütend sein, aber ihr dürft nicht traurig leben!
Verwandeln wir Trauer und Wut in Energie, um die Notbremse des donnernden Zuges zu ziehen!
Von jenen, die den Asylkompromiss als „Erfolg für die Menschenrechte“ oder die Klimakonferenz in Dubai als „historisch (gut)“ verkaufen, braucht man nichts mehr zu erwarten. Umso bedeutender wird der selbstorganisierte Widerstand der Zwischenräume sein (müssen), die Risse in den Betonmauern. Und die sind so zahlreich und vielfältig, dass sie eine Festung zum Einsturz bringen können.
Hoffnung macht etwa das 30. Jubiläum des Aufstands der Zapatistas. Tausende Menschen aus aller Welt feiern dieser Tage die Selbstorganisierung für das Leben und gegen das Vergessen.
Und in Guatemala wird in 10 Tagen vielleicht das erste Mal ein Präsident vereidigt, der nicht dem Pakt der Korrupten angehört.
Um das Erkämpfen dieser Zwischenräume hier bei uns soll im 20. Forum zur Zukunft der Demokratie im März 2024 gehen.
Denn wir müssen sie nicht in weiter Ferne suchen:
Ab jetzt kann es jederzeit zur Rodung und Räumung der Leinemasch hier vor unserer Haustür kommen (https://taz.de/Rodung-befuerchtet/!5979851/). Wir sehen uns also im Riss, damit die Menschen und Bäume nicht fallen.
Und andere Risse können wir unterstützen! Spenden retten nicht die Welt, erst Recht nicht eine solche, dennoch wollte ich zum Jahresstart noch einmal Spendenaufrufe mit euch teilen, zu Themen, die gerade untergehen…
Vielleicht habt ihr ja den ein oder anderen Euro über:
1.) In Guatemala versucht die korrupte Elite des Landes weiterhin mit allen Mitteln, die Amtseinführung des gewählten Präsidenten Arévalo zu verhindern. Sollte es am 14. Januar zu einem Putschversuch kommen, wird die Bevölkerung protestieren. Wir sammeln bereits für mögliche Unterstützung. Falls wir am 14. Januar aber feiern können, so wollen wir das tun, in dem wir noch mehr kleine Bäume pflanzen, die den Frühling in Guatemala kaum erwarten können – die Spenden fließen dann an das Chico Mendes Wiederaufforstungsprojekt (Victor Hübotter, Sparkasse Hannover, IBAN: DE24 2505 0180 1911 1801 93).
2.) Im Schatten all der Bomben hageln sie auch weiter auf Rojava. Viele Orte sind ohne Strom, Wasser und Lebensmittel, während der IS wieder erstarkt, motiviert durch den türkischen Angriffskrieg. Über Medico International fließt das Geld direkt an die überfüllten Krankenhäuser und zur Besorgung überlebenswichtiger Güter: https://www.medico.de/kampagnen/rojava-statt-krieg
3.) Während all der Kriege schottet sich Europa mit Deals von Faschisten mit Faschisten immer brutaler gegen Geflüchtete ab. Seit 2014 versucht Alarm Phone dem Sterben entgegenzuwirken. Während Europa und etwa Tunesien unmenschliche Deals abschließen, Geld für Pushbacks in die Wüste, organisieren compas aus ebendiesen Regionen – Tunesien, Europa und Marroko – über Alarm Phone direkte Hilfe für die Menschen auf der Flucht, an Land und auf See. Ich leite ihren Spendenaufruf weiter:
Alarm Phone needs you…
On 11 October 2014, we inaugurated the Alarm Phone network, an emergency telephone line designed to request or accompany rescue operations on European sea and land routes.
After 9 years of activity, the number of people needing assistance continues to rise and, as a result, our telephone costs – one of the major expenses of the network :
– in 2020: €28.900
– in 2021: €54.800
– in 2022: €143.800
To ensure that our financial situation does not hinder our work, we have decided to launch an international fundraising campaign to mark our 9th anniversary.
We invite you to watch the explanatory video created for this campaign: https://youtu.be/GwXa645z_wg
Every donation can help us continue our mission and keep answering the telephone.
Crowdfunding: https://www.betterplace.org/en/projects/127506-alarmp-phone-sea-rescue-hotline-needs-donations-for-rising-phone-costs
Donations via bank transfer or PayPal here: https://alarmphone.org/en/donate/
Please distribute this campaign widely to your friends, family and camarades, to groups interested in these issues, and to anyone else who you feel are sympathetic to our cause. Thank you ❤️
You can follow us on:
– Twitter: https://twitter.com/alarm_phone?ref_src=twsrc%5Egoogle%7Ctwcamp%5Eserp%7Ctwgr%5Eauthor
– Instagram: https://www.instagram.com/alarmphoneofficial/
– have a look at our website to find reports on differents regions: https://alarmphone.org/en/
Ich sende euch allen eine Umarmung und zum Abschluss die Rede mit, die eine internationalistische Vernetzung an einem ganz besonderen Aktionstag zum 12. Oktober vor dem Hauptbahnhof in Hannover hielt:
Wir sind heute hier vom Netz der Rebellion einem Zusammenschluss von Gruppen und Menschen die sich weltweit auf die Kämpfe von links und unten beziehen. Gegen all die, die Widerstand leisten, von links und unten, gegen jede Form von Unterdrückung und Ausbeutung, wird von stattlicher Seite angekämpft. Ob gegen die Freiheitsbewegungen in Mexiko, ganz im Norden Europas – in Sápmi, dem indigenen Land der Sami – ob in Kurdistan oder der Westsahara. Aber wie die Zerstörung ist der Widerstand und die Suche nach Freiheit eine weltweit gesellschaftliche Realität. Und diese hat kein Herrschaftssystem jemals auslöschen können. All diese Kämpfe bilden eine Einheit, in ihrer Verteidigung von Wäldern, Flüssen, Meeren, der Erde und dem Wissen über die Notwendigkeit, die Kämpfe zusammen zu denken. Und in diesem Sinne möchten wir heute zumindest auf einige weltweite Widerstände eingehen, die heute mit uns Hand in Hand auf der Straße stehen, für ein gutes Leben für Alle.
Dass die Bäume und Menschen nicht fallen.
Nicht in Mexiko.
Während die großen Öl- und Containerschiffe vor einem der wichtigsten Handelsknoten der Weltwirtschaft, dem Panamakanal, im Stau stehen, greifen Unternehmen und Regierungen einfach nach dem nächsten, noch nicht zerstörten Territorium, um einen Panamakanal auf Schienen zu errichten. Einfacher ist das, als die Logik zu hinterfragen, die das Niedrigwasser im Panamakanal durch die Klimakatastrophe erst verursacht hat. Das ist dieselbe Logik, nach der man die Straßen breiter baut, um auf stockenden Verkehr zu reagieren.
In Südmexiko, im Isthmus von Tehuantepec, dort, wo der Pazifik und der Atlantik am nächsten beieinander liegen, entsteht der sogenannte „interozeanische Korridor“. Schienen und Straßen für Güterzüge und LKWs sollen die Häfen Salina Cruz und Coatzacoalcos miteinander verbinden.
Das ist nicht irgendeine Region, es geht um eines der Territorien mit der größten vorhandenen Biodiversität der Welt, ein Territorium, in dem mehrere indigene Völker diese Biodiversität seit Jahrhunderten verteidigen, eine Umwelt, auf der ihre Lebensweise und Kultur beruht.
Damit soll nun Schluss sein: Die Häfen werden ausgebaut, Flughäfen errichtet, und der Korridor ist nicht einfach nur ein Handelsweg:
Öl- und Gasraffinerien, Fabriken, Monokulturen und offener Tagebau entstehen an den Gleisen. Hier werden Ökosysteme und indigene Autonomie parallel zerstört, die Lagunen am Pazifik und die Fischerdörfer der Huave, die Berge und die Dörfer der Chontales, der Chimalapas Regenwald und die Dörfer der Zoque, die Mangroven und die Dörfer der Zapoteken.
Bekannter als der „interozeanische Korridor“ ist hierzulande der „Tren Maya“, der „Maya-Zug“. So schön klingt das, ein Zug für Touristen und die lokale Bevölkerung, von archäologischen Stätten zur Karibikküste und wieder zurück. In Wirklichkeit ist der „Maya Zug“ der verlängerte Arm des interozeanischen Korridors: Die auch hier von Straßen, Häfen und Flughäfen begleiteten Schienen sind direkt verbunden mit dem neuen Panamakanal, und öffnen so auch die Yucatán-Halbinsel für die Ausbeutung.
Der Zug, vor allem aber, was er mit sich bringt, gefährdet den Maya-Regenwald, das größte Süßwasservorkommen des Landes im größten unterirdischen Flusssystem der Welt, die Mangroven, das zweitgrößte Korallenriff des Planeten und somit auch den Ozean.
Denn nun dringen Monokulturen, Fabriken und Massentourismus auch hier ein, in die bisher von ihnen geschützten Territorien der Maya, die durch das Projekt, dass zynischerweise ihren Namen trägt, eine brutale Transformation erfahren: Wo sie selbstverwaltet und von Subsistenzwirtschaft, also dem Anbauen zur Selbstversorgung, auf ihrem eigenen Land lebten, wird ihnen dieses Land gestohlen. Sie sollen als billige Lohnarbeiter in den Fabriken oder auf den Feldern, als Putzkraft im Hotel oder Restaurant der Touristen schuften, denen ihre Kultur „tot“ in alten Pyramiden präsentiert wird.
Da das an billigen Arbeitskräften nicht ausreicht, werden auch viele Migrantinnen hier aufgehalten, im größten Migrationskorridor der Welt, in dem die Zugprojekte von Küste zu Küste, kontrolliert von Militär und Kartellen, eine Mauer bedeuten. Über 100 Nationalitäten zählt man übrigens in den Geflüchtetenherbergen im Süden dieser neuen Mauer, da sind auch Menschen etwa aus dem Norden Afrikas. Die Hölle der Coyote-Routen von Brasilien durch Panama über Mittelamerika und Mexiko ist 2023 nämlich manchmal einfacher, als den Versuch zu wagen, die Festung Europa mit ihren Schallkanonen, Mörderbanden und Menschenrechten zu erreichen.
An diesen Schienen verdient auch die Deutsche Bahn, die sich am „Maya-Zug“ beteiligt, wie viele andere europäische Konzerne, die sich hierzulande gerne als grün darstellen.
Die DB, die dem Verkehrsministerium unterstellt ist, beteiligt sich lieber an kolonialer Umweltzerstörung und Menschenrechtsverletzungen in dutzenden Ländern der Welt (als nächstes etwa in Brasilien), statt hier bei uns in Deutschland für einen günstigen und gerechten Nah- und Fernverkehr zu sorgen.
Die Kolonialisierung der Territorien im Südwestens Mexiko sind nicht nur ein Eintrag in den Geschichtsbüchern, sie sind die bittere Realität im Angriff auf die Autonomie der Zapatistas. Mit denm fortgeführten Krieg niederer Intensität, der durch die Regierung und Paramilitärs geführt wird, und die Etablierung der Kartelle in der Region stehen die Gebiete der Zapatistas schon jetzt erneut unter der Bedrohung einer neuen Kolonialisierung. Der Kampf um das Leben erlebt einen brutalen Angriff
und der Tod versucht sich in Form von Entwicklung und weiteren falschen Versprechen in die Herzen der Menschen und in das Innere der Wälder zu schleichen. Doch der Widerstand lebt und bereitet seine Gegenoffensive der Hoffnung vor. Die Saat, welche die Zapatistas 2021 per Schiff mit zu uns gebracht haben, gedeiht und breitet sich langsam aber sicher seinen Weg durch das Zentrum der Bestie. Wir versuchen in Deutschland nicht nur Solidarität mit den Kämpfen zu zeigen sondern versuchen Wege einer politischen Praxis hier zu gehen. Wir solidarisieren uns bedingungslos mit den Compas aus Chiapas und fordern einen sofortigen Stopp der Kriminalisierung und Angriffe auf die lokale Bevölkerung sowie die Freilassung der grundlos Inhaftierten.
Dass die Bäume und Menschen nicht fallen.
Nicht in Sápmi.
Im indigenen Land des Rentierhütervolks der Sami im hohen Norden Norwegens und Finnlands entsteht ein ganz ähnlicher Handelskorridor von Küste zu Küste. Die Menschen, welche seit Jahrhunderten die einzigartigen Ökosysteme verteidigen, müssen weichen wie die Bäume der großen Wälder dieses Kontinents. Dort entstehen auch riesige Windparks, Windparks, mit deren „Klimaschutz“-Begründung der Landraub an den Sámi legitimiert wird, während sie in Wirklichkeit alles andere als „grün und nachhaltig“ sind:
Nicht den Menschen in der Region dient die Energie der Windräder, welche ihre heiligen Bäume ersetzten, sondern den großen Stahlfabriken und Minen, welche im „interozeanischen Korridor“ hier bei uns in Europa entstehen:
Aber hey, auf diese Art und Weise entsteht dann der berühmte „grüne Stahl“, und hey, dann leben wir in einer Welt, in der Heckler und Koch „grüne, klimaneutrale Waffen“ verkaufen kann.
Dass die Zugvögel und Menschen nicht fallen.
Nicht in der Westsahara.
In der besetzen Kolonie der Westsahara stehen dieselben kolonialen Windparks: Die SIEMENS Technik wird dort nicht genutzt, um grünen Strom für die vertriebene Bevölkerung zu produzieren, sondern um die Phosphat-Produktion anzutreiben, dessen Abbau notwendig ist für die Herstellung giftiger Düngemittel für Sojamonokulturen – etwa in Mexiko. Und so transportiert man die illegal abgebauten Rohstoffe auf dem größten Lieferband der Welt an den Hafen, von wo es deutsche Reedereien nach Coatzacoalcos verschiffen, direkt in den „interozeanischen Korridor“, von dem wir eingangs sprachen.
Dass die Bäume und Menschen nicht fallen.
Nicht in Lampedusa.
Und in Italien und Griechenland fallen die Bäume nicht nur, sie zerfallen zu Asche. Viele Menschen, deren Territorien durch den beschriebenen Kolonialismus bereits vorher zu Asche wurden, verstecken sich aus Angst vor den Abschiebe und Folterknästen hier bei uns in den Wäldern der Mittelmeerinseln. Einige von ihnen sind verbrannt in den Flammen, deren Schaden für andere darin bestand, dass ihr Kurzurlaub vorzeitig abgebrochen werden musste.
Dass die Bäume und Menschen nicht fallen.
Nicht in Palästina und nicht in Israel.
Gegen den Terror der Hamas, Gegen den Terror der Besatzung. Der Terror der Hamas ist ein Angriff auf die demokratischen Kräfte in Israel und Palästina. Die Bomben und das Abschneiden jeglicher humanitären Hilfe in Gaza ist ein Angriff auf die demokratischen Kräfte in Palästina und Israel. In beiden Fällen, leidet die Zivilbevölkerung. Wir verurteilen zutiefst die Kriegsverbrechen auf beiden Seiten und empfinden Wut um Trauer für die unschuldigen ermordeten.
Dass die Bäume und Menschen nicht fallen.
Nicht in Kurdistan.
Wo sich Menschen organisieren, gegen diese koloniale Politik. Sie kämpfen jeden Tag um die Werte die das Patriarchat unterdrückt. Sie kämpfen jeden Tag für ein Leben im Einklang mit der Natur. Sie kämpfen jeden Tag für eine Demokratie in der sich alle füreinander verantwortlich fühlen. Sie verteidigen das Leben.
Doch die Nationalstaaten führen Krieg gegen den Kampf um die Menschlichkeit. Dieser Krieg insbesondere des türkischen Staates versucht, die Bevölkerung der Region zu vetreiben und die Errungenschaften von Demokratie, Geschlechterbefreiung und Ökologie zu zerstören. Junge Menschen auf der Suche nach dem Guten Leben, getötet durch deutsche Panzer, das muss die feministische Außenpolitik sein.Diese Angriffe werden nicht allein durch den türkischen Staat durchgeführt, sondern erfahren Unterstützung der NATO und insbesondere der deutschen Bundesregierung – etwa durch Waffenlieferungen und dem anhaltenden Schweigen zum völkerrechtswidrigen Angriffskrieg.
Dass die Bäume und Menschen nicht fallen.
Nicht in der Leinemasch.
Wer dieser Tage noch Bäume gegen Asphalt tauscht, hat noch immer nicht verstanden, dass mit dem ersten auch das zweite fällt, wie tödlich dieses Tauschgeschäft ist. Oder sie haben es verstanden, aber es ist ihnen egal. Denn noch, noch fallen vor allem an anderen Orten dieser Welt gleichzeitig auch die Menschen, wenn Ökosysteme neuem Asphalt weichen sollen.
Dass die Bäume und Menschen nicht fallen.
Nicht durch falschen Klimaschutz in einem grünen Kolonialismus:
80 Prozent der Biodiversität auf unserem Planeten findet sich in indigenen Territorien, sie leisten den wichtigsten Beitrag zum Kampf gegen Artensterben und Klimakatastrophe.
Wir müssen nicht argumentieren, wo denn die „Ersatzenergie“ herkommen soll, wenn wir Lützerath verteidigen, wir müssen nicht argumentieren, wo das Öl herkommen soll, wenn wir Pipelines zudrehen, wir müssen nicht argumentieren, welcher Antrieb es denn sein soll für den Individualverkehr Auto, wenn es nicht der Verbrenner ist – denn der Ersatz – ob Lithium oder Wasserstoff, bedeutet meist eine koloniale Zerstörung der letzten intakten Ökosysteme und Krieg gegen die, welche sie schützen, ob in Mexiko oder Kurdistan.
Diese Kontinuität des Rohstoffabbaus die sich im grünen Kapitalismus als eine neue Art der Kolonialisierung präsentiert, diese Kontinuität ist auf der ganzen Welt spürbar und deshalb stehen wir heute am 12. Oktober, dem globalen Aktionstag gegen Kolonialismus Schulter an Schulter auf den Straßen, um einen gemeinsamen Kampf für das gute Leben für Alle zu führen! Dabei sollten wir nicht darauf warten, dass die Regierung unsere Probleme löst. Das müssen wir selbst machen.
Wir müssen anders leben wollen, und dabei nicht nur von indigenen Gemeinschaften lernen, sondern mit ihnen kämpfen!